seife

Ich habe ja schon in meinem Beitrag über Meditation  und zuletzt auch bei der Anregung zur März Challenge #DailyUttanasana über angedeutet, dass ich ein Morgenritual etabliert habe. Ein elementarer Teil hierbei ist das Duschen und zum Duschen braucht man irgendwas das schäumt. Wer also im Bad mindestens eine Plastikflasche mit Duschgel oder Shampoo hat hebt die Hand. Ihr könnt die Hand runter nehmen, danke! Ich benutze inzwischen gar kein Shampoo oder Duschgel mehr. Ich wasche mich mit Seife. Das schont nicht nur die Umwelt weil Zero Waste, sondern ist auch besser für die Haut. Und weil ich gerne verstehe wie Dinge funktionieren habe ich mich damit beschäftigt wie man Seife eigentlich herstellt und was darin alles enthalten ist.

 

Ehrlicherweise kam mir der Gedanke während ich das letzte Mal Fight Club gesehen habe. Meine Rasierseife wurde mal wieder leer. Ich hasse rasieren, deswegen bin ich ja auch schon seit ewigen Zeiten Vollbartträger. Aber ganz ohne, wenigstens einmal in der Woche, die Konturen zu rasieren sehe ich dann doch endgültig wie der Alm Ö aus. Deshalb tu ich meiner sehr empfindlichen Gesichtshaut wöchentlich einmal die Qual einer Rasur an. Rasierseife wird meistens in äußerst unpraktischen Sticks verkauft, oder als Sprühschaum, der pure Chemie ist. Inspiriert vom Lachenden Abschaum der Welt hab ich also mal recherchiert und bin dann auf die tolle Seite von Ines Hermann gestoßen, die sich mit der traditionellen Herstellung von Naturkosmetik beschäftigt und bereitwillig ihr Wissen teilt. Wer also Lust hat selbst mal Seife herzustellen, dem sei diese Seite wärmstens empfohlen. Ich hatte mich schnell dafür entschieden dass ich es zumindest mal probieren möchte und möchte an dieser Stelle verraten, dass ich mich seit nun über einem halben Jahr fast ausschließlich mit meiner selbsthergestellten Seife wasche.

 

 

Wie wird Seife hergestellt?

Die Seifenherstellung folgt dem Prinzip Fette und Lauge zu vermengen, welche das Seifenmaße ergibt. Diese verfeinert man dann nach Belieben mit ätherischen Ölen, Erden oder anderen Zusätzen. Heraus kommt dann eine selbstkreierte Naturseife in der nur die Dinge sind die man selbst hinein hat. Keine chemischen Zusätze, keine versteckten Gifte und Reizstoffe, keine Tierversuche für Kosmetik. Zur erfolgreichen Seifenproduktion muss man einige Schritte ausführen.

 

-          Ich kaufe meine Seifenzutaten soweit möglich im Einzelhandel, was ich nicht bekomme bestelle ich über Amazon

 

-          Ich richte mir in der Küche oder auf dem Balkon einen mit Zeitung abgedeckten Arbeitsplatz ein. Beim Seife kochen entstehen Dämpfe und manchmal stinkt es auch ein bisschen, deshalb sollte der Raum stets gut belüftet sein. Am besten kocht man Seife im Freien.

 

-          Zu Beginn wiege ich alle Zutaten grammgenau ab und sortiere nach Fett, Lauge und Zusätzen. Während dem ganzen Herstellungsprozess trage ich Schürze, Schutzbrille und Gummihandschuhe. Safty First, Chemische Verbrennung second.

 

-          Nach dem Abwiegen schmelze ich die festen Fette in einem Topf und gebe dann die flüssigen Fette hinzu. Über die Fette steuert man die Eigenschaften der Seife. Hierin liegt eine Wissenschaft für sich. Ich überlasse die Komposition von Seifen Rezepten lieber den Profis. Buchtipps gibt’s am Ende des Artikels

 

-          Nun kommt der einzige knifflige Teil, das Anrühren der Lauge aus Ätznatron und Flüssigkeit. NaOH oder auch Ätznatron bekommt man in der Apotheke oder im Internet. Beim chemischen Vorgang der Laugenherstellung wird Energie in Form von Wärme frei, eine exotherme Reaktion. Deshalb ist darauf zu achten, dass man das kristalline NaOH nur nach und nach mit der Flüssigkeit verrührt. Je nach Rezept ist das häufig destilliertes Wasser, es kann aber auch Milch oder Teeauszug sein. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Flüssigkeit kocht, weil es sonst zu Spritzern kommt und das ist gefährlich.

 

-          Nun lasse ich Fette und Lauge abkühlen bis die Temperatur bei ungefähr 45 Grad liegt. Ich messe das normal mit einem alten Bratenthermometer.

 

-          Nun wird Seife angerührt! Lauge und Fette werden zueinander geschüttet und kurz verrührt. Ätherische Öle und Zusätze einrühren. Dann mit dem Mixstab in das Gemenge und solange durchrühren bis sich eine deutliche Spur bildet. Die Seifenmasse ist fertig.

 

-          Nun gießt man die Seife in eine vorbereitete Form. Ich habe mit Silikonformen die besten Ergebnisse erzielt, man kann jedoch alles Mögliche benutzen, vom Jogurt Becher bis zum halben Regenrohr. Nur Metalle sollte man vermeiden weil hier die Seife beim Aushärten die Oberfläche angreift.

 

-          Die gefüllte Form positioniert man jetzt an einem gutbelüfteten ruhigen Ort. Der Balkon bietet sich nicht an, außer man möchte Katzenspuren in der Seife. Die Form sollte mit einem alten Handtuch vor zu schneller Auskühlung geschützt werden. Die Seife darf nun 24 bis 36 Stunden durchgelen

 

-          Ich arbeite lieber mit großen Formen und schneide die Seife dann am nächsten Tag in kleinere Stücke. So wird das Gesamtprodukt besser und die Qualität der Seifen ist besser. Ich nehme also die Seife aus der Silikonform und Schneide sie mit dem Seifenschneider, den ich mir extra dafür zugelegt habe (mir zu Weihnachten geschenkt wurde und ich als nützliches Geschenk sehe). Ein normales Küchenmesser tut es aber genauso.

 

-          Leider kann man die Seife nun noch nicht gleich benutzen. Ich lasse meine Seife mindestens zwei Wochen reifen. Ich bin immer sehr ungeduldig. Am besten wartet man sechs Wochen. Dann hat sich der PH-Wert normalisiert.

 

-          Fertig!

 

Meine erste Seife war eine Avocado Rasierseife und gleich ein voller Erfolg. Ich habe erst einen Probedurchlauf gemacht und gleich begeistert. Bisher hatte ich nur kleine Misserfolge bei der Seifenherstellung und dieses Jahr waren meine Weihnachtsgeschenke etwas ganz besonderes. Wer jetzt eine Geschäftsidee wittert, den muss ich gleich enttäuschen. Seife sind Hygieneprodukte und dürfen nicht einfach verkauft werden. Das heißt ich kann euch leider auch keine verkaufen, wenn ihr jetzt wirklich gern eine wollt müsst ihr schon selbst den Rührbesen schwingen oder ihr legt euch eine Aleppo Seife zu, die sehr beliebt ist.

 

Was kann schiefgehen?

Ich gestehe es gibt ein paar Stolpersteine, aber man wächst nur wenn man sich fordert. Man sollte sich genug Zeit und Platz machen, Hektik kann man eigentlich nie gebrauchen, beim Seife kochen noch weniger und weil Ordnung das halbe Leben ist brauch man einen übersichtlichen Platz. Schutzkleidung bleibt solange man mit den Rohstoffen und später der warmen Seife hantiert Pflicht. Haustiere, Kinder und demente Rentner haben nichts im Raum verloren wenn gesiedet wird. Beim Hantieren mit dem Ätznatron ist immer eine geöffnete Flasche Apfelessig in Griffreichweite, kommt es zu einer chemischen Verbrennung sofort damit ablöschen. Essig neutralisiert den chemischen Vorgang umgehend. Bevor man die Seife verschenkt oder anderen zur Benutzung gibt probiert man sie immer erst selbst aus. In den ersten vier Wochen kann man schon mal trockene Haut und Schuppen bekommen, schließlich haben wir seit Jahren nur Chemie auf der Haut gehabt, die muss sich jetzt auch erst mal an die Natur zurückgewöhnen.

 

Warum siede ich meine Seife selbst?

Weil ich Freude daran habe etwas zu erschaffen. Weil ich meine Umwelt und meinen Planeten nicht mehr belasten möchte als nötig. Weil ich natürliche Produkte schätze. Weil ich gerne etwas dazu lerne. Weil ich neugierig bin.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Alina (Sonntag, 18 März 2018 19:33)

    Safety fist - Chemische Verbrennung second! Ein toller und wirklich informativer Beitrag, bei dem ich noch dazu richtig lachen musste :) Danke! Seiden selber sieden will ich schon lange mal machen, bald pack ichs an! Liebe Grüße!