schenken

 

"Ich möchte dieses Jahr keine Geschenke zu Weihnachten." diesen Satz wiederhole ich gegenüber meiner Mutter und meiner Familie nun schon seit geraumer Zeit. In den letzten Jahren hat es eigentlich immer nur dazu geführt, dass mich meine Mama kurz vor Heiligabend angerufen hat um zu fragen, ob ich nicht dies oder jenes gebrauchen könnte. Meist habe ich dann zugestimmt, weil ich wusste, dass es ihr wichtig ist mir etwas zu schenken. Schließlich hab ich auch immer etwas besorgt, weil wir sozialisiert sind uns an Heiligabend etwas zu schenken.

 

Ich mag Weihnachten. Sehr sogar. Ich habe an die Feiertage nur gute Erinnerungen. Ich erinnere mich wie schon der Adventskalender für mich ein Highlight war und stets morgens mein erster Gedanke war ob heute Spielzeug statt etwas Süßem darin ist. Wie ich am Weihnachtsmorgen aufgestanden bin und voller Aufregung auf die Bescherung am Abend hin fieberte. Damals verschenkte ich nur an meine Eltern und Großeltern kleine geschmacklose, selbstgebastelte Dinge, die unter sehr gut gespielter Freude dann nach einigen Wochen irgendwie verschwunden sind. Vor kurzem ist mir im Wohnzimmer meiner Eltern ein Bilderrahmen aufgefallen, in dem ich meinem Onkel, der selbst keine Kinder hatte und mich als Patenkind sehr schätzte, ein Portrait-Foto von mir geschenkt habe. Vom Foto ist nichts mehr zu sehen, aber den Rahmen habe ich gleich wieder erkannt. Als ich älter wurde, wurde es immer schwerer für mich Geschenke auszuwählen und meistens bin ich noch am 24. Dezember in der Stadt unterwegs gewesen und habe versucht irgendetwas zu finden um allen meinen Geschenkverpflichtungen nachzukommen. Weihnachten war für mich damals schon nur noch ein kleiner Aufschub um meiner chronischen Pleite zu entkommen. In meiner Familie herrscht schon lange die unkreative und traurige Sitte Geld zu verschenken. Nun im Erwachsenenalter ist Weihnachten für mich zunächst Urlaubszeit. Ich habe keine großen Wünsche, ich habe eigentlich gar keine Wünsche. Es gibt gerad nichts was ich mir wünschen würde. Vor einem Jahr hätte das vielleicht noch anders ausgesehen. Als Erwachsener habe ich mir zur Prämisse gemacht nur noch Dinge zu verschenken, die sich der oder die Beschenkte niemals selbst kaufen würden oder können. Trotzdem habe ich den Geschenkezyklus nicht durchbrochen, auch diese Jahr habe ich für jeden der mir lieb ist und für die denen ich aus sozialen Gründen etwas schenken muss eine Notiz in mein Bullet-Journal gemacht. Ich will dieses Jahr jedoch etwas anders vorgehen. Jeder der erwartet von mir ein Geschenk zu bekommen, sollte dann vielleicht jetzt aufhören zu lesen oder schon mal gespannt sein was davon in Frage kommt.

 

oder lieber nichts schenken?

 

  • Schenke Zeit und keinen Krempel. Gerade bei Menschen, die gerne mehr Zeit mit einem hätten ist das das richtige Geschenk. Nichts freut meine Mama mehr, als mit mir ins Café zu gehen und dass ich mir die Zeit nehme ihr mal richtig zuzuhören. Ich bin kein guter Erzähler, ich bin introvertiert und eher schüchtern. Es ist mir unangenehm über meine Gefühle und meinen Alltag zu reden, den ich für andere als uninteressant empfinde (Es wundert mich immer wieder wie viele Leute diese Kolumne lesen). Für Freunde bieten sich hier Kinokarten oder Theaterkarten an, so verpflichtet man sich nicht nur, sondern hat gleich auch einen fixen Termin ausgemacht, der zeitnah um die Feiertage liegt.
  • Man könnte sich auch vornehmen nur Erlebnisse zu verschenken. Es muss ja nicht der obligatorische Jochen-Schweizer-Kettensägen Kurs sein. Gerade für Eltern und Großeltern die ihren Horizont häufig schon vermeintlich endgültig abgesteckt haben kann eine Herausforderung in Form eines Erlebnisses Grenzen verschieben und ist sicherlich wertvoller als eine neue Espresso-Kanne oder ein Burrberry-Schal. Hier kann man auch super zusammenlegen und zum Beispiel als Kinder ein großes Erlebnis für beide Elternteile schenken.
  • Mache etwas selbst und beschenke auch dich damit. Etwas zu erschaffen, etwas auszuprobieren, seine Fähigkeiten zu verbessern ist spannend. Ich habe dieses Jahr als Weihnachtsgeschenke selbstgesiedete Seifen vorbereitet. Jeder dem ich davon erzähle ist schwer begeistert und die eine oder andere Seife habe ich schon weitergegeben. Etwas Selbstgemachtes ist vielleicht nicht immer perfekt, aber es sagt aus, dass die beschenkte Person mehr wert ist, als nur im Kaufhaus die EC-Karte durch zu ziehen.
  • Spende etwas im Namen eines deiner Lieben. Vor zwei Jahren haben wir meinem Papa ein Aktion Mensch Jahreslos geschenkt. Lotterien sind Quatsch, dass weiß man schon wenn man sich die Gewinnstatistik ansieht. Aber wenn man damit auch noch etwas Gutes Tut, dann ist das eine Spende im Namen des Beschenkten. Er hat sich damals sehr gefreut, auch wenn er nichts gewonnen hat. Etwas Gutes, anderen helfen, ist besser als die Rosenthal-Tasse, die nur im Buffet-Schrank verstaubt.
  • Schenke einfach nichts. Ein Geschenk erfordert einen Gegenwert. Wenn du nichts schenkst forderst du auch keinen Gegenwert ein. Häufig sieht man Freunde an den Feiertagen nur um sich ein kleines Geschenk auszutauschen, das jedes Jahr ein bisschen teurer und nichtssagender wird. Sehe deine Freunde trotzdem um die Feiertag. Lade Sie zum Kaffee ein. Unterhalte dich und schenke einfach nichts außer deiner ungeteilten Aufmerksamkeit.

 

Ich habe konkret einige Affirmationen für meine diesjährigen Geschenke gemacht. Zum einen schenke ich dieses Jahr niemandem etwas, weil ich mich dazu verpflichtet fühle, sondern weil ich demjenigen etwas schenken möchte. Wer nichts braucht oder wem ich nichts bieten kann, der bekommt auch nichts. Ich hoffe ich kränke damit niemanden, doch dieses Risiko besteht. Ich gehe es bewusst ein, denn wenn eine Verbindung auch ohne materiellen Austausch von Gütern hält, dann hat das nichts mit Liebe und Freundschaft zu tun. Trotzdem ist mir wichtig, dass die Menschen für die ich Liebe empfinde, seien es nun meine engen Freunde, meine Familie oder meine Partnerin, wissen, dass sie integraler Teil meines Lebens sind. Ich habe vor jedem einen Brief zu schreiben. Auf das Jahr und die gemeinsamen Erlebnisse zurück zu blicken. Etwas sehr intimes wie ich finde.

 

mein wunschzettel ist eigentlich leer.

Es ist wohl vermessen zu glauben, dass ich nichts geschenkt bekomme. Doch hätte ich am liebsten keine Geschenke. Aber wahrscheinlich ist das für die die mich beschenken wollen wohl eine größere Entbehrung als für mich. Ich wünsche mir am meisten ruhige Feiertage, mit einem schönen Baum, vielen bunten Kugeln, Duftkerzen und einem langen Spaziergang am zweiten Weihnachtsfeiertag. Unter dem Baum muss für mich nichts liegen. Wenn dort doch etwas liegt werde ich mich darüber freuen. Nicht weil ich mich freuen muss, sondern weil ich die Geste des Geschenks zu schätzen weiß. Man zeigt mir damit Liebe, Aufmerksamkeit. Ich hoffe, dass die, die mir besonders nahe stehen die Veränderung in meinem Leben erkannt haben und mich mit den einfachsten Dingen erfreuen wollen. Ein paar selbstgestrickte Socken und ein Spendenbeleg an einen meiner liebsten Podcasts (nein, nicht der Schnaufcast) in meinem Namen. Verständnis und Unterstützung für meine Art und meine Lebensweise. Harmonie und Liebe, ein ehrliches offenes Gespräch. Nur einfach keinen Krempel.

 

 

 

Ich hoffe ihr habt euch ein wenig inspirieren lassen und euch vor allem nicht abschrecken lassen. Ich bin in der luxuriösen Situation wunschlos glücklich zu sein. Seid ihr das auch? Wenn nicht, warum nicht?

 


[in diesem text nutze ich affiliate-links zu amazon. nicht weil ich amazon geil finde, sondern weil ihr wenn ihr diese links nutzt um einzkaufen ihr mir ein bisschen kleingeld da lasst, ohne dass euch kosten entstehen. nett oder? dieser blog und der podcast ist und bleibt werbe frei, dank eurer unterstützung. wollt ihr mehr als ein paar einkaufslinks anklicken tun, dann werden patrone oder lass was bei paypal da]

Kommentar schreiben

Kommentare: 0