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Was ist ein Bullet Journal?“ war die Frage die von meinen Twitterfollowern am häufigsten gestellt wurde, auf meine Frage was sie am Thema Bullet Journal am meisten interessieren würde. Die Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten. Vermeintlich. Ein Bullet Journal ist das was DU draus machst. Kalender, Notizbuch, Skizzenbuch, Zeitvertreib, Organisation, Life-Tracker und Inspiration. Oder einfach alles auf einmal oder gar nix davon.

 

Ich habe schon seit dem Studium eine ausgeprägte Liebe für Notizbücher. Meistens landeten diese nach einem Semester, nur zur Hälfte befüllt im Regal und später im Zuge meines Minimalismus im Müll. Welch grandiose Verschwendung. Da ich aber beruflich wie privat immer ausgebucht bin, irgendetwas plane, Do-It-Listen führe oder Notizen machen muss um mir etwas zu merken, nutze ich zeitweise vier berufliche und zwei private Notizbücher, zusätzlich einen Taschenkalender und einen Tischkalender. Ergänzt um meinen Outlookkalender und den Kalender im Smartphone. Als ich Minimalismus als Lebensweise für mich adaptierte habe ich als erstes meinen Taschenkalender entsorgt und meine Termine nur noch digital verwaltet. Auch wenn ich so keinen Termin mehr verpennt habe, weil ich per Default eingestellt hatte, dass ich 15 Minuten vor dem Termin erinnert werde, aber die Übersicht hat mir einfach gefehlt, so wusste ich manchmal nicht welche Termine im Büro anstehen, weil diese wiederrum auf meinem Tischkalender und im Outlook notiert waren. Es ist tatsächlich sehr nervig. Durch Zufall habe ich ein Interview mit Joshua Field Milburn auf Bullet-Journal.com gelesen. Dort erklärt er sehr eindrücklich warum er ein Bullet Journal nutzt und was es ihm bringt. Lest am besten selbst, wenn es euch interessiert, was mich inspiriert hat. Hauptgrund für meine Entscheidung für ein Bullet Journal war, dass ich es endlich schaffen wollte nicht mehr im Casual-Look, den ich bevorzuge, in wichtigen Meetings zu sitzen und andersherum mit Hemd und Lederschuhen den ganzen Tag am Rechner zu sitzen, dabei als positiven Nebeneffekt meine Aufgaben auf die Reihe zu bekommen und nicht immer die Hälfte zu vergessen. Aber ich war unschlüssig ob ich so viel Disziplin habe konsequent mit einem Leeren Notizbuch zu arbeiten, also kaufte ich mir erst mal ein günstiges Notizbuch mit nur 50 Seiten, wissentlich dass es nur zwei Monate reichen wird. Bereits nach einem Monat wusste ich, dass ein Bullet-Journal für mich nicht nur funktioniert, sondern wie geschaffen für mich ist. Ich hab davon mehr profitiert als ich mir das je gedacht habe. Aber jetzt erst mal: Was ist ein Bullet Journal überhaupt?

 

 

Das Prinzip des Bullet Journal wurde von Ryder Carrol, eine Digital-Produkt Designer aus Brooklyn NY, entwickelt. Ihm war der hohe Grad an Flexibilität bei der Ausgestaltung und den Inhalten hierbei sehr wichtig und dem System das er vorstellt gehen viele Jahre Trial and Error voraus.

 

Im Bild stellt sich das Pinzip der Bullets da. Damit lassen sich täglich Aufgaben, Notizen, Termine und Verabredungen nachverfolgen. Übertragen aus monatlichen, wöchentlichen oder gar jährlichen Übersichten. Sogenannte Monthlys, Weeklys oder analog Yearlys.

Ein zu erledigender Task wird mit einem Punkt markiert. Ist die Aufgabe erledigt kreuze ich den Punkt durch. Muss ich die Aufgabe verschieben (ich habe den Do-It für diesen Blogbeitrag die letzten Wochen zehn mal verschoben) macht man einen Pfeil daraus und trägt es für den nächsten oder übernächsten Tag/Woche/Monat ein. Temine markiert man zur Planung mit einem Kreis. Ich schreibe dann die Uhrzeit davor, dass ich schneller nachschauen kann. Ich versuche meine Termine und Aufgaben möglichst chronologisch zu sortieren und dann der Reihe nach abzuarbeiten. Notizen, Hinweise oder Gedanken markiere ich mit einem Spiegelstrich. Leider nutze ich das zu selten. So kann man dem Bullet Journal leicht um einen Tagebuch-Aspekt ergänzen.

Mit diesem Ordnungsprinzip jetzt erst mal das gesamte BuJo erklärt. Alles weitere ist dir selbst überlassen. Ich zum Beispiel beginne jeden Monat mit einer Monatsübersicht in der ich in zwei Spalten wichtige private und geschäftliche Termine eintrage und vorplane. So zeigen sich schnell mögliche Überschneidungen sind und an welchen Tagen das Sakko gebügelt sein muss oder ein schwarzes T-Shirt ausreicht. Neben der Monatsübersicht nutze ich die leere Doppelseite mit einer Do-it-Liste mit Aufgaben, die in diesem Monate anstehen oder aufgearbeitet werden müssen, wie Reifenwechsel oder das Geburtstagsgeschenk meiner Mutter. Am Ende dieser Seite lasse ich mir dann ein paar Zeilen frei und formuliere Affirmationen für den anstehenden Monat. Im Dezember steht dort zum Beispiel, dass ich mehr Lächeln werde, jeden Tag meditiere und weniger Kaffee trinken soll. Das können natürlich auch viel definiertere Ziele sein, wie jede Woche 100 km zu laufen oder kein Fleisch zu essen. Die Seite mit meinem Monthly-Overview schaue ich wohl am meisten an, deshalb hilft es mir am Ball zu bleiben Ziele zu verfolgen. Wir haben ja schon gelernt dass man etwas 21mal wiederholen muss um daraus eine Gewohnheit zu machen.

 


Nach der monatlichen Übersicht habe ich mir angewöhnt noch Weeklys zu machen. Zunächst dachte ich dass ich das nicht brauche, es hat sich aber gezeigt, dass die Wochenplanung leichter fällt wenn ich mir am Sonntagabend parat lege welche Aufgaben in der kommenden Woche anstehen. Also fange ich eine neue Doppelseite an und unterteile diese in sieben Felder und übertrage zunächst alle Termine aus der Monatsübersicht, ergänze diese um alle wöchentlich wiederkehrenden Termine wie Jour-Fixe auf Baustellen oder Yogastunden.

 Ich sehe dann direkt wo ich was verschieben muss oder einen Termin nicht halten kann und kann frühzeitig darauf reagieren. Diese Seite befüllt sich meist noch im Laufe der Woche wie von selbst mit internen Meetings und geplanten Sporteinheiten. Auch die Wochenseite bekommt eine Do-It-Liste mit zu erledigenden Aufgaben. Die ersten drei Aufgaben jeder Woche befülle ich mit Aufgaben aus der Monatsübersicht, dann folgen alle anderen Dinge die ich diese Woche erledigt werden sollen. Wenn man alle Wochentage auf die linke Doppelseite schreibt kann man versuchen die Tasks direkt den Wochentagen zu ordnen. Für mich hat das aber nicht funktioniert. Ich arbeite meine Liste nach Möglichkeiten und nicht nach Terminen ab. Das ist ja das geniale am Journaling, man gestaltet sich den Kalender wie man am besten damit klar kommt. Die wöchentliche Übersicht ist bei mir maximal mit Informationen befüllt, kaum eine Zeile bleibt frei. So kann ich meine Bullets am effektivsten ausgestallten.

 

Genau um diese namensgebenden Bullets geht es ja eigentlich. Ich schreibe meine Bullets immer am Ende des Arbeitstages als letztes bevor ich den PC runter fahre. Unter Wochentag und Datum verteile ich Termine mit Uhrzeit und Aufgaben, die für den nächsten Tag anstehen. So erinnere ich mich auch noch an Verabredungen und Dinge die im Feierabend anstehen. Im Laufe des Tages kommen dann noch etliche neue Punkte dazu, einige Notizen und auch mal ein Post-It mit den Einkäufen die noch erledigt werden müssen.

 

Wichtige Termine die weit in der Zukunft liegen sammelt man im Future Log. Ereignisbezogene längere Do-it-Listen schreibe ich auf eine separate Seite und verweise darauf beim Eintrag des jeweiligen Ereignis. So kann man nicht nur Termine mit Notizen verbinden sondern auch Sammlungen die sich mit demselben Thema beschäftigen über das gesamte Journal vernetzen. So habe ich die Vorbereitung für diesen Artikel auf 4 verschiedenen Seiten geschrieben, zwischen denen Monthyls, Weeklys und andere Einträge lagen.

 

 

Mein persönliches Bullet-Journal enthält zudem jeden Monat eine Übersicht über meine Ausgaben, so sehe ich am Ende des Monats wie viel ich für welchen Quatsch wieder ausgegeben habe, wieviel meine Lebensmittel gekostet haben und wie oft ich getankt habe. Weiter habe ich nun einen Habbit-Tracker begonnen in dem ich festhalte wann ich Alkohol getrunken habe, auf Fleisch verzichten konnte und Sport gemacht habe.

 

Da ich auch vor kurzem das Kochen für mich entdeckt habe (Keine Angst Artikel folgt bestimmt) schreibe ich Rezepte die ich probiert habe und uns getaugt habe ins Journal. So ist es auch noch mein privates Rezeptbuch.

 

Am wenigsten hatte ich erwartet, dass durch Journaling wieder mehr Kreativität in meinen Alltag einzieht. Ich habe ein paar Sammlungen mit Trennstrichen und Dekorationen angelegt, die ich nach Belieben erweitere. Das Bild zeigt meine Anfänge. Ich schäme mich nicht. Ich kann nicht besonders gut zeichnen, merke aber in diesen drei Monaten BuJo sehr deutlich wie schnell ich besser werde.

 

Ich mag es gerne schlicht. So habe ich mir vorgenommen in meinem Bullet-Journal weitgehend mit einem einzigen Stift zu arbeiten und keine Farben zu nutzen. So muss ich viel mit Symbolik arbeiten und habe im Gegenzug immer alles dabei was ich brauche um damit zu arbeiten. Einen schwarzen Stift. Wenn ich mal wieder sehr kreativ sein möchte hab ich mir ein paar hübsche Stifte, wie einen Filzstift mit Federspitze von Pentel oder einen Fine Liner zum Detail zeichnen. Nachdem ich festgestellt habe, dass Journaling für mich funktioniert habe ich mir eine Leuchtturm 1977 Notizbuch zugelegt. Aber an sich brauch man einfach ein Notizbuch mit genug Seiten. Ob liniert, kariert oder dotted ist erst mal egal. Ich mag die Dots weil ich dann sowohl frei malen kann als auch in Zeilen schreiben. Man kann hier seine Handlettering-Skills ausleben oder alles sehr schlicht lassen. Viel Inspiration hole ich mir hier über Pinterest. Ich habe eine BuJo-Pinwand angelegt. Ich zeichne ab was mir gefällt, entwickle weiter und denke mir selbst etwas aus. Ich habe einfach Spaß dran. Und das solltet ihr auch wenn ihr es probieren wollt. Vielleicht sollt man nicht gleich alle seine Kalender wegwerfen so wie ich. Dann muss man auch nicht allen lange ausgemachten Zahnarztterminen hinterher telefonieren, weil man sie vergessen hat zu übertragen.

 

Vielleicht konnte ich etwas Licht ins Dunkel bringen und vielleicht stellt ihr fest, dass es was für euch ist. Ich habe für mich ein hocheffektives Tool gefunden ein erfülltes Privatleben und ein anspruchsvolles Berufsleben mit Kreativität wieder mehr in Einklang zu bringen. Dass ich dabei alle meine Kalender minimalisieren konnte ist ein positiver Nebeneffekt.

 

Habt ihr ein Bullet-Journal? Habt ihr Tipps für andere oder Fragen? Rein in die Kommentare!

Bei Interesse kann ich noch spezielle auf einzelne Themen eingehen. Über euer Feedback würde ich mich sehr freuen!

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Eric (Freitag, 08 Dezember 2017 13:41)

    Hallo Flo,
    vielen Dank für diese tolle Erläuterung und den Einblick in dein Journal. Ich werde mich ab nächsten Jahr mit einem Buch von Nuuna wieder einmal am Journal probieren. Ich hoffe dieses mal bei der Sache zu bleiben. Dein Artikel ist dazu auf jeden Fall eine Motivation und Inspiration. Danke.
    Viele Grüße Eric

  • #2

    Tobi (Freitag, 08 Dezember 2017 13:55)

    Hallo Flo,

    super interessantes Thema. Ich habe immer mal wieder versucht ein Notizbuch anzulegen, hatte aber nie einen Plan wie man sowas gut strukturiert.
    Danke für deinen Artikel, der bringt etwas Klarheit.
    Werde das dann ab Januar mal so versuchen und hoffentlich erfolgreich durchziehen. Gerade die Sache mit den monatlichen Ausgaben ist sehr spannend, abgesehen von der sowieso wichtigen Übersicht über die ganzen Aufgaben, die man so hat.

    Vielen Dank nochmal.

    Grüße
    Tobi

  • #3

    Basti (Freitag, 08 Dezember 2017 15:04)

    Hi Flo!

    Danke für den Artikel. Jetzt ist auch mir klar, was hinter diesem ominösen Namen steckt. Ich hatte früher typische Taschenkalender (etwa von Moleskine) die neben den normalen Datenfeldern auch Freiraum für eigene Notizen ließen. In Ermangelung vieler Termine (wenn man quasi nur auf Rufbereitschaft arbeitet, gibt es da nicht so viel zu planen) blieben die meisten Seiten immer leer. Das fand ich unökonomisch und unökologisch und hab mich immer geärgert, wenn so ein kaum genutzter Kalender quasi leer in die Tonne wanderte.

    Meine Versuche einfach alle wichtigen Dinge in Notizbüchern unterzubringen, waren auch eher so semierfolgreich, da es keine Strukturierung gab.
    Warum ich nicht an das Erstellen einer eigenen Struktur gedacht habe, ist mir schleierhaft. Immerhin mache ich das schon länger für unsere Trekkingtouren so. Da nutze ich für jede längere Tour ein eigenes Buch.
    Ganz vorne findet sich eine kleine Übersicht der wichtigsten Vokabeln und Redewendungen, die unterwegs je nachdem erweitert wird. Das spart das Kramen nach dem Sprachführer. Dahinter kommt eine kleine Umrechentabelle, wenn mal der Euro nicht die gültige Währung ist. Damit hab ich das Büchlein immer als nützliches „Werkzeug“ griffbereit.
    Anschließend folgt eine kurze Übersicht der geplanten Route mit möglichen Etappen. (Wird je nach Vorankommen spontan angepasst)
    Dann werden für jeden Reistag schonmal die Seiten mit Datum und Seitenzahl markiert.
    Hier lasse ich genug Platz für kleine Tagebucheinträge. Zumindest findet sich hier aber immer „Ausgangsort, Zielort, besondere Punkte unterwegs“, meist noch ergänzt mit „Wetter, Essen, Namen von Leuten und Ausgaben“. Wenn ich es nicht täglich schaffe (oder grade keine Lust dazu habe) einen kompletten Tagebucheintrag zu schreiben, helfen mir diese Eckdaten auch diesen später nachzutragen.

    Auf diesen Tagebuchseiten habe ich auch schon vorher wichtige Eckdaten (gebuchte Unterkunft, Abflugzeiten, etc.) eingetragen. Den Flieger zu verpassen, weil man sich im Datum vertan hat reicht einmal...

    Am Ende des Buches halte ich Seiten frei für die Adressen netter Leute, die ich unterwegs kennen lernen durfte. Oder für spontane Kritzeleien, um was einzukleben und (ja, auch das kommt vor) um sie als Notizzettel rauszureißen.

    Ich werde mir jetzt mal Gedanken machen, wie ich so ein Büchlein auch in meinem Alltag nutzen kann. Für den Denkanstoß dazu, vielen Dank!

  • #4

    Thomas (Freitag, 08 Dezember 2017 15:19)

    Heyho :D
    ich war einer von denen, die fragen mussten, was das denn überhaupt ist. Noch nie von gehört. Aber wie das bei rmi so ist, wenn ich was googel und dann interessant finde, fange ich an Informationen zu fressen. Und was soll ich sagen, dank Dir habe ich jetzt seit ein paar Tagen so ein Bullet Journal am Hacken... ;)
    Die Begeisterung dafür lässt sich schwer zusammenfassen und hat nicht nur einen Grund. Zum einen, wie bei Dir der Spaß an Notizbüchern, filofax, Papier und gutem Schreibwerkzeug allgemein. Darüber hinaus aber auch noch der Nerv zu viele Kalender, ToDo-Listen und Notizwerkzeuge - analog und digital zu nutzen und mit dem BuJo der Versuch das zu minimieren. Es hat aber auch was mit Achtsamkeit zu tun. Das Journal hilft, sich einfach mal morgens oder abends eine halbe Stunde zurückzuziehen und sich in Ruhe Gedanken zu machen. Etwas was ich sonst nur beim Laufen kann, da kann ich nur nichts notieren... :D
    However, ich bin gespannt wie lange diese Begeisterung hält, aber ich danke Dir für die großartige Anregung.